Wie man ein effektiverer General Counsel wird

Der General Counsel (GC) ist wichtiger denn je. Von der zentralen Rolle bei der Koordinierung der COVID-19-Reaktion über neue Ideen zur Aufstellung der Rechtsabteilung bis hin zur Bereitstellung von Input zu Strategieplänen ist ein GC, der Prioritäten setzen, Maßnahmen klarstellen und konkurrierende Interessen ausgleichen kann, entscheidend, damit ein Unternehmen in der heutigen unsicheren Umgebung effektiv handeln kann.

Leider üben nur wenige GC diesen Grad an Einfluss aus. „Sehr wenige General Counsels glauben, dass sie eine bedeutende Rolle bei der Identifizierung und dem Management von aufkommenden Problemen, der Unterstützung des CEO oder der Durchführung von Unternehmensinitiativen spielen“, sagt Abbott Martin, VP, Research, Gartner. „Die meisten GC haben keine spürbaren Auswirkungen auf die Geschäftsziele.“

Laut einer Gartner-Studie halten sich nur 19 % der GC persönlich für effektiv. Im Kontext der GC-Rolle bedeutet persönliche Effektivität, persönliche Ziele zu erreichen, einen wesentlichen Beitrag zu den Geschäftsergebnissen zu leisten und Einfluss auf die Führungskräfte der Geschäftsleitung zu nehmen. Die einfache Bereitstellung eines qualitativ hochwertigen Rechtsdienstes ist eine grundlegende Erwartung an den GC und differenziert seine Leistung nicht.

Was GC (General Contractor, z. Dt. Generalunternehmer) daran hindert, persönlich effektiv zu sein, ist eine große Kluft zwischen Ambition und Realität. Sie wollen als Führungskräfte des Unternehmens agieren, aber die Mehrheit (59 %) fungieren als leitende Anwälte und unterstützen das Unternehmen mit rechtlicher Beratung und taktischer Unterstützung. Nur ein Bruchteil (8 %) verhält sich wie eine Führungskraft, die die Befugnis und Macht hat, kritische Entscheidungen zu beeinflussen und den Unternehmenserfolg zu fördern.

Die gute Nachricht ist, dass GC durch die Annahme bestimmter Verhaltensweisen – und die Eliminierung anderer – die persönlich gewünschte Effektivität erreichen kann. Das bedeutet nicht, eine komplett andere Tätigkeit bewerkstelligen zu müssen; für den Großteil von GC bedeutet es nur, ihre Tätigkeit anders anzugehen und kleine aber wesentliche Anpassungen am Managementverhalten vorzunehmen.

GC wird beispielsweise oft in alltäglichen Rechtsgutachten und taktischer Arbeit eingeklemmt. Dies ist genau das, wofür die meisten Führungsteams sie verwenden werden, es sei denn, sie sind explizit darin „geschult“, anders über sie nachzudenken. Um diese Wahrnehmung zu ändern, sollte GC seine Rolle neu definieren und bewusste Gespräche mit der Geschäftsleitung über die langfristigen strategischen Bedürfnisse des Unternehmens führen und darüber, wo und wie GC den höchsten Wert bereitstellen kann.

Der Kundendienst ist ein weiterer Bereich, in dem eine einfache Verhaltensänderung große Auswirkungen haben kann. Die meisten GC (73 %) glauben, dass Erfolg bedeutet, den Kunden zufriedenzustellen, aber dies kann die Leistung von GC untergraben und sogar die Kundenbeziehungen schwächen. Die persönliche Effektivität sinkt um 31 %, wenn es GC nicht gelingt, vom Kunden vorgeschlagene Arbeiten oder Prioritäten, die ausschließlich auf die Zufriedenheit der Kunden ausgerichtet sind, zurückzustellen.

Geschäftspartner wollen keine positive Bestärkung, sondern suchen Partner, die positive Ergebnisse liefern. „Konzentrieren Sie sich darauf, die wichtigsten Bedürfnisse und Herausforderungen der Kunden zu verstehen und anzusprechen, anstatt bei jeder Interaktion zu versuchen ‚zu gefallen',“ sagt Martin.

Da Führungskräfte im Zentrum der wichtigsten Geschäftsaktivitäten stehen, muss GC  Leitlinien und Entscheidungsrahmen bereitstellen, um Unsicherheiten zu lösen und die unternehmerische Komplexität zu reduzieren. Die Übernahme persönlich wirksamer Verhaltensweisen ermöglicht es GC, ihren Einfluss auf die Geschäftsleistung zu erhöhen und ihre Stellung im Unternehmen zu steigern.